HELENA WALDMANN
REPERTOIRE
VON UND MIT | SANAM AFRASHTEH, JAVEH ASEFDJAH, SALOME DASTMALCHI, TAIES FARZAN, NILOUFAR SHAHISAVANDI, PUJEH TAGHDISI |
KONZEPT UND REGIE | HELENA WALDMANN |
VIDEO | KARINA SMIGLA-BOBINSKI, ANNA SAUP |
BÜHNE | HELENA WALDMANN, ARMIN NAZMI |
DRAMATURGIE | SUSANNE VINCENZ |
LICHTDESIGN | HERBERT CYBULSKA |
MUSIK | MOHAMMAD REZA MORTAZAVI, PARISSA & ENSEMBLE DASTAN, ALEXEI AIGI & ENSEMBLE 4-33, HAMID SAEDI & REZA MOJHADAS, HEY, AXIOM OF CHOICE |
KOSTÜME | SUSANNE SCHWIETER |
ASSISTENZ | INA ZIMMERMANN |
LICHTTECHNIK | CARSTEN WANK / KARSTEN KRAUSE |
BÜHNENTECHNIK | RENÉ RÖMERT, INA ZIMMERMANN |
TONTECHNIK | STEPHAN WÖHRMANN |
PREMIERE | 25. JUNI FESTIVAL MONTPELLIER DANSE 2006 |
DAUER DER VORSTELLUNG | 60 MIN + TEA TIME |
Nur drei Prozent der Weltbevölkerung sind Migranten. Aber die reiche Welt hat mit dieser Minorität ein Problem. Ihre Flucht aus der heimatlichen Sesshaftigkeit in eine ungewisse Existenz führt nicht eben zu vermehrter Gastfreundschaft. Zwischen Gesetzen und polizeilicher Praxis tanzen sie wie Zelte im Wind.
Zelte tanzen.
Helena Waldmanns Inszenierungen zählen wegen ihrer großen «Not-Wendigkeit» zu den derzeit politisch bedeutsamsten Arbeiten im Tanz.
Im Anschluss an das Internationale Fadjr Theaterfestival 2004 in Tehran gab sie als erste westliche Choreografin einen Workshop für Frauen in der Islamischen Republik. Aus diesem fruchtbaren Zusammentreffen entstand mit Unterstützung des Dramatic Art Centers Teheran und des Goethe Instituts das Stück "Letters from Tentland". Ein Jahr später, auf dem Fadjr
Festival 2005, feierte es Premiere. Der Siegeszug der Zelte ging ein Jahr lang um die Welt und nach 43 Vorstellungen in 17 Ländern änderte Helena Waldmann für das Festival Montpellier Danse 06 die Perspektive des Stücks. Die iranischen "Letters from Tentland" wurden nun von Exil-Iranerinnen überschrieben, beantwortet und "Return to Sender" geschickt. So wurde das, was Äußerung war, postwendend zur Erwiderung.
Die Körper der Performerinnen verschwinden in den Zelten, aber man fühlt, wie sie im Inneren vibrieren. In "Letters from Tentland" durchdringen sechs iranische Schauspielerinnen das Publikum mit ihrer Wut, mit ihren Wünschen und ihren Träumen, aber auch mit ihrem Aufruf für Toleranz und kulturelle Unterschiede; in "Return to Sender" gelingt sechs Exil-Iranerinnen ein leidenschaftliches Plädoyer für die Freiheit. In diesem Antwort-Stück dreht sich der Tanz um vermeintliche Freiräume des Exils. Die Exil-Iranerinnen performen in den Zelten, die ihre Kolleginnen aus Teheran zurückgelassen haben, mit denen sowohl die einen als auch die anderen ihre Sehnsüchte verhüllen. Für Exilanten ist das Zelt ein Zeichen ihres
unsteten Lebens und auch ein Stück Heimat, das sie nie loswerden. Sie tänzeln auf dem Grat der zwei Kulturen, und stossen sich an beiden Seiten heftig. So wirbeln die Zelte umher wie ein aus zwei Richtungen wehender Wind, falten und entfalten sich, um aufzureißen wie Umschläge, aus denen Briefe aus dem Exil fallen. Eingesperrte Botschaften in Bewegung, die von Heimat als Puzzle aus Erinnerungen, von drohender Abschiebung, vom Dazwischen- und vom Anderssein berichten. Und zwischen den Zeilen lesen wir, wie sie gegen die Angst arbeiten, wie sie versuchen, sich durch die Angst nicht kontrollieren zu lassen.
eine Produktion von
Festival Montpellier Danse 2006, Theater im Pfalzbau Ludwigshafen (D), gefördert vom Hauptstadtkulturfonds, in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut