zur Startseite

zur Startseite (ecotopia dance productions: Pressestimmen Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart - Lucky Seven)

GAUTHIER DANCE//DANCE COMPANY THEATERHAUS STUTTGART

PRESSESTIMMEN

IM TAUMEL DES GLÜCKS
Mit viel Humor eröffnete Gauthier Dance aus Stuttgart den 18. Innsbrucker Tanzsommer. In dem Programm 'Lucky Seven' bringt die Kompanie übermütige und sanfte Glücksuchende auf die Bühne. Standing Ovations.
Tiroler Tageszeitung 21.6.2012

BUNT GEMISCHTER, HUMORVOLLER TANZABEND
Nach minutenlangem Schlussapplaus veranschiedet sich die Gauthier Dance Company von ihrem Publikum. Dieses kann nach einem unterhaltsamen wie anspruchsvollen Abend beschwingt und zufrieden nach Hause gehen - so wie die vielseitigen und hervorragenden Tänzerpersönlichkeiten von Gauthier Dance, denn sie haben es sich nach dieser fulminanten Vorstellung redlich verdient.
Anke Hellmann, tanznetz.de 19.6.2012

GLÜCKSHORMONE
Beim Zuschauer sollen die Glückshormone perlen! So Eric Gauthiers Devise, die keine leere Versprechung bleibt: Der Frankokanadier machte jetzt das Publikum in der Münchner Schauburg rundum glücklich.
Malve Gradinger, Münchner Merkur 16./17.6.2012

SIEBEN MAL GLÜCK IM TANZ-CLINCH
Eric Gauthier setzt auf intelligente Unterhaltung, ohne auf Kunstanspruch zu verzichten. Seine Tänzer sind hochprofessionell, die Stücke von renommierten Choreografen. Die Botschaft ist, dass Tanz einfach Spaß machen kann.
Gabriella Lorenz, Abendzeitung München 16./17.6.2012

MODERN DANCE, DER GLÜCKLICH MACHT
Der Ball ist rund und ein Spiel dauert (meist) 90 Minuten. Dass fünf Frauen das auch in sieben Minuten schaffen – noch dazu in Zeitlupe –, beweist Gauthier Dance äußerst amüsant. Eric Gauthiers Tanzkompanie aus Stuttgart hat bei ihrem dritten Gastspiel in der Schauburg bereits ältere und jugendliche Fans, die das Programm „Lucky Seven“ mit Standing Ovations feiern.

So vergnüglich ist Tanz gerade auch für Nicht-Experten selten. Modern Dance ist für viele oft eher intellektuelles Rätsel als pure Sinnenfreude. Eric Gauthier setzt auf intelligente Unterhaltung, ohne auf Kunst-Anspruch zu verzichten. Seine Tänzer sind hochprofessionell, die Stücke von renommierten Choreografen. Sieben (einige waren in München bereits zu sehen) hat er für „Lucky Seven“ kombiniert: „Lucky“ steht für seine Hoffnung, die Zuschauer glücklich zu machen. Von Gauthier selbst stammt uneitel nur ein kurzes Power-Stück: In „Taiko“ schlagen drei Tänzer kraftvoll japanische Trommeln – scheinbar. Den Frauenfußball hat Roberto Scafati choreografiert, das traurige Liebes-Duo „The Old Man and Me“ Hans van Manen. Itzik Galili macht ein Sofa zum Kampfplatz von hinreißend komisch-akrobatischen und ironisch gebrochenen Beziehungsclinchs: erst Mann-Frau, dann Mann-Mann – danach sitzen alle drei nebeneinander.

Seit 2007 gibt es Gauthier Dance, Schauburg-Intendant George Podt hat sie als einer der ersten entdeckt und eingeladen. Die Truppe, die viel gratis für Kinder, Senioren und Behinderte spielt, ist inzwischen so arriviert, dass sie am Dienstag den Tanzsommer Innsbruck eröffnet. Mit „Lucky Seven“, aber teils anderen Choreografien. Ihre Botschaft ist, dass Tanz einfach Spaß machen kann.
Gabriella Lorenz, Kulturvollzug München 16,6,2012

ANLEITUNG ZUM GLÜCKLICHSEIN
Nein, sie verbeugen sich nicht artig und brav wie manche ihrer Kollegen. Sie machen es anders, stehen in einer Reihe ganz vorn am Bühnenrand, lächeln und halten sich gegenseitig in den Armen. Lässig wie die Geste eines guten Teams, einer eingeschworenen Truppe wirkt das. Und es hat mehr von der lockeren Atmosphäre eines Popkonzertes als eines abgehobenen Ballettabends.
Gauthier Dance macht vieles anders als die anderen Kompanien. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Vorstellung des Ensembles am Dienstagabend im Stadttheater Aschaffenburg restlos ausverkauft ist. Schließlich genießt die Kompanie vor Ort einen guten Ruf, gastiert schon zum dritten Mal am Main. Und so passt es auch zum Stil von Gauthier Dance, dass Eric Gauthier hier vor Vorstellungsbeginn erzählt, was die Zuschauer erwartet. Sieben Choreographien, die den Zuschauer laut Gauthier mit einem Lächeln nach Hause gehen lassen sollen. Eine Anleitung zum Glücklichsein ist das neue Programm "Lucky Seven", mit dem Gauthier Dance sein fünfjähriges Bestehen feiert.
"Lickety Split", 2006 von Hubbard Street Dance uraufgeführt, ist ein Stück mit sechs Tänzern. Es geht um das Aufeinandertreffen von Menschen und das zuweilen schwierige Miteinander. Paare finden sich, trennen sich und finden sich erneut. Choreograph Alejandro Cerrudo hat das in fließende, weiche Bewegungen übersetzt, die von Gauthier Dance mit viel Gefühl umgesetzt werden.
"The Old Man and Me" von Hans van Manen aus dem Jahr 1996 ist ein Zwei-Personen-Stück, die klassische Geschichte des alten Liebhabers mit dem viel zu jungen Mädchen. Getanzt wird es von Eric Gauthier und Anna Süheyla Harms. Das Mädchen will den alten mit frechem Witz erobern, doch den lässt das zunächst kalt. Als er schließlich halbherzig auf ihr Angebot eingeht, verliert sie zunehmend das Interesse. Eine herzzerreißende Geschichte entspinnt sich zwischen beiden, eine, die traurig endet.
"Punk Love" trägt die unverwechselbare Handschrift Eric Gauthiers und ist ein kurzes, aber knackiges Pas de deux, in dem ein Tätowierer den Körper einer Frau tätowiert – und es ist höchst erotisch, athletisch und sehr energetisch, was die beiden Tänzer Garazi Perez Oloriz und Armando Braswell da auf der Bühne zeigen.
Ob das witzige Pas de deux "Shutters Shut" für zwei Tänzer, die zu Gertrude Steins gut gerüttelten Reimen ihre Körper vibrieren lasen, das höchst romantische "Pietra Viva" von Mauro Bigonzetti, das komische Solo "Air Guitar" mit Eric Gauthiers Gitarren-Freak zwischen den Welten oder Jiri Kilians pompösen und humorvollen "Sechs Tänzen" zum Schluss mit weiß gepuderten Perücken und barocken Kostümen: Gauthier Dance weiß mit Raffinesse, Leidenschaft, aber auch mit Präzision zu tanzen und den jeweiligen Ton der Choreographie zu treffen. Und diese Kompanie macht glücklich. Garantiert.
Bettina Kneller, Main-Echo 29. 3. 2012

ERNSTHAFT UND WITZIG: GAUTHIER DANCE
An Eric Gauthiers Hinweis, zu Hause in Stuttgart habe man sie nach dieser Produktion mit Standing Ovations gefeiert, lag es jedenfalls nicht. Den Besuchern von KulturStadtLev im vollen Forum war es ein Bedürfnis, nach der letzten Nummer der „Lucky Seven“ aufzustehen und zu applaudieren, was das Zeug hält.
Den Titel habe er gewählt, weil man anschließend glücklich den Saal verlassen werde, hatte der sympatische Company-Chef, mit 35 Jahren der jüngste in Deutschland, anfangs vor dem Vorhang erklärt. Er sucht gerne den Kontakt zum Pubilikum und überbrückt zumindest am Rande der Vorstellung jene Distanz, die eine Tanzproduktion braucht, um die volle Wirkung im perfekt eingestellten Licht zu erzielen. Aber diese Kontaktaufnahme erlaubt er sich und seinen Tänzern auch in jeder Nummer.
Überrraschende Momente
Jedes der sieben Stücke, sowohl die eigenen als auch fremden Choreographien, sind durch humorvolle und überraschende Momente gebrochen. Wenn die Gauthier Company aus dem Theaterhaus Stuttgart, die hier längst ein Fanpublikum hat, zu Gast ist, dann vermittelt sich Lebensfreude und positive Einstellung.
Von der härt des Trainings, unnachgiebiger Selbstbeherrschung und der immensen Konzentration ist jenseits der Bühne nichts zu spüren. Da kommen nur Leichtigkeit und die ungeheure Lust am Tanz an. Ganz besonders natürlich beim Finale mit einer Choreographie von Jiri Kylian. „Sechs Tänze“ zur Musik von Mozart, bei denen sich immer wieder neue Bilder ergeben.
Zuvor hatte Eric Gauthier seinem Ensemble einen Augenblick Luft verschafft mit seiner Solo-Luft-Nummer „Air Guitar“, einer Mischung aus Tanz, Pantomime und Persiflage, die er durchaus ernst meint als Hommage an das geliebte Instrument. Auch im ersten Teil stand der Leiter selbst auf der Bühne, dieses Mal mit einer Choreographie des Kollegen Hans van Manen „The old man and me“ und zusammen mit Anna Süheyla Harms. Auch hhier wird eine Geschichte erzählt, wie meistens bei Gauthier.
Die ergibt sich sogar, wenn der Text nicht wirklich zu verstehen ist, wie der von Gertrude Stein geschriebene und gelesene, der den Sprech-Rhytmus für „Shutters Shut“ vorgab, den Armando Braswell und Rosario Guerra in Bewegung umsetzten – ersthaft und witzig zugleich. Jedes der „Lucky Seven“ zeigt eine andere Farbe von der reichen Gestaltungspalette der Gauthier Dance, aber keinem fehlte bei hohem tänzerischen Niveau das gewisse Augenzwinkern, deswegen war das Publikum eindeutig “lucky after seven“.
Monika Klein, Rheinische Post 24.03.2012

PRÄZISE TÄNZE UND EINE GROSSE PORTION HUMOR
Staunen, Lachen, Versunkenheit: Die Emotionen, die Gauthier Dance mit dem Stück "Lucky Seven" im Luxemburger Grand Théâtre ausgelöst haben, waren vielfältig. Das Publikum sah eine präzise getanzte, moderne Ballettshow.
Luxemburg. Der Abend beginnt ungewöhnlich: Eric Gauthier, Leiter der Tanzkompanie Gau thier Dance, begrüßt die etwa 800 Zuschauer im Luxemburger Grand Théâtre höchstpersönlich. Gut gelaunt erzählt er von sich, seiner Kompanie, der Aufführung. "Lucky Seven", sagt Gau thier, das seien sieben eigenständige Tänze, die vor allem ein Ziel haben: Die Zuschauer sollen am Ende "lucky", also glücklich, nach Hause gehen. Und die sieben Stücke haben es in sich - und zeigen von Anfang an die tänzerische Bandbreite der Kompanie.
Da ist das sanfte Stück "Ligety-Split" von Alejandro Cerrudo, in dem sechs Tänzer das Publikum mit wunderschön fließenden Bewegungen in Staunen versetzen. Besonders gut ist das Zusammenspiel, wenn die Tänzer aus ihren zeitversetzten Figuren heraus plötzlich in eine perfekte Synchronität verfallen.

Liebe, Schmerz und eine Parodie

Um die Beziehung eines Paares geht es in Hans van Manens "The Old Man an Me". Mit einer Bank als einzigem Bühnengegenstand demonstrieren Eric Gauthier und Anna Süheyla Harms Zuneigung und Abwendung in einer perfekt getanzten Mischung aus Clownerie - die beiden pusten sich wie Luftballons gegenseitig auf - und klassischem Ballett.
Das Spiel mit Händen und Füßen zeigt sich in Mauro Bigonzettis Duett "Pietra Viva", das der Italiener extra für die Tanzkompanie choreographiert hat. Die vielen Berührungen der Füße, das Tanzen unter ständigem Blickkontakt verleihen dem Stück eine eindrucksvolle Körperlichkeit.
Um den Körper dreht sich auch Eric Gauthiers Choreographie "Punk Love", das die Beziehung eines Tätowierers zu seinem Kunstwerk darstellt. Von nahezu schmerzhaft bis sinnlich reichen die ausgelösten Emotionen - wenn Armando Braswell seiner Duett-Partnerin Garazi Perez Oloriz mit seinem Finger wie mit einer Tätowiernadel über den Körper fährt, sie sich seinen kraftvollen Bewegungen hingibt.
Doch auch humoristische Einlagen fehlen nicht. Bei "Lucky Seven" hat das Publikum einiges zu lachen - und tut das auch herzlich. Über die mechanisch-abgehackten Bewegungen beim Duett "Shutters Shut", bei dem lediglich ein Gedicht von Gertrude Stein als Untermalung dient. Dabei erscheinen die beiden Tänzer Armando Braswell und Rosario Guerra mit ihren sich immer wieder gleichenden Posen wie in einem grotesken Zwiegespräch miteinander.
Als Parodie erweist sich "Sechs Tänze" von Jirí Kylián. In pompösen Kleidern, mit übertrieben gepuderten Perücken und weiß geschminkten Gesichtern nehmen die Tänzer die Lebensweisen zur Zeit Mozarts aufs Korn. Und Eric Gauthier beeindruckt in seinem Stück "Air Guitar" nicht nur als hervorragender Tänzer, sondern auch als lustiger Luftgitarrenspieler.
Bei all der Komik bleibt der Tanz aber nie auf Strecke. Gau thier Dance erweist sich nach "Poppea/Poppea" im vergangenen Jahr erneut als erfrischendes Ensemble, das sein Handwerk perfekt beherrscht.
Am Ende: Stehende Ovationen - und 800 Besucher, die glücklich nach Hause gehen.
Hannah Schmitt, Volksfreund.de Luxemburg 4.4.2012

ZAUBER DER MINIATUREN
Die Stuttgarter Gauthier Dance Company begeistert mit 'Lucky Seven' auch das junge Publikum in der Schauburg

München - Wie könnte man Jugendliche für zeitgenössisches Ballett begeistern? Eine Frage, bei der Tanzpädagogen oft genug in tiefe Grübeleien versinken oder sich an die Ausarbeitung komplexer Schul-Curricula machen. Die Antwort aber ist ganz einfach: Man verführe junge Menschen dazu, eine Aufführung der Gauthier Dance Company zu besuchen. Da springt der Funke der Begeisterung wie von selbst über. Am Donnerstag in der Schauburg war es so beim grandiosen, heftig bejubelten 'Lucky Seven'-Gastspiel des am Stuttgarter Theaterhaus beheimateten, achtköpfigen Gauthier-Ensembles. Ein Abend mit sieben brillant getanzten Miniaturen, die ein erstaunliches Spektrum an Themen, Stilen und Spielwitz auffächerten.

Tänzer, Choreograph und Kompanie-Chef Eric Gauthier, der ausdrücklich versucht, junges Publikum für den modernen Tanz zu gewinnen, hält sich nicht mit pädagogisierenden Hinführungen auf. Er greift in das Schatzkästlein von Stücken renommiertester zeitgenössischer Choreographen, deren Bekanntschaft er in seiner Zeit als Solist des Stuttgarter Balletts gemacht hat. Das vorgesehene Finale mit Jirí Kyliáns Rokoko-Farce 'Sechs Tänze' musste 'aus technischen Gründen' (zu kleine Bühne) leider ausfallen. Stattdessen: 'Susto' des Choreographen-Duos Paul Lightfood/Sol Leãn: ein turbulentes Spiel mit der Zeit, mit dem Sandstrahl einer mächtigen Sanduhr, in dem sich das Tänzer-Quartett munteren Dusch-Orgien hingab.

Zu Beginn die pure Schönheit fließender Bewegungsabläufe, leicht und schwebend wie ein impressionistisches Gemälde, das sich immer wieder zu Szenen anrührender Intimität verdichtete. Drei Tänzerpaare in 'Lickety Split', einer Choreographie des Spaniers Alejandro Cerrudo. Dann die hübschen Balzspiele eines Paares in Hans van Manens 'The old man and me', keck getanzt von der anmutigen Isabelle Pollet und einem Eric Gauthier, der Macho-Posen herrlich ironisch vorführen kann.

Zum Kontrast der wilde, elektrisierende Pas-de-deux 'Punk love', packend choreographiert von Gauthier zu den kantigen Techno-Beats Stephan Boehmes. Zarter und anschmiegsamer die nächste Duo-Variante, die im Liebesspielreigen mediterrane Körperlichkeit zelebrierte: 'Pietra Viva' von Mauro Bigonzetti. Mit bezwingender Intensität zu Akkordeon-Folklore dargeboten von William Moragas und Anna Süheyla Harms.

In Spaniens Süden entführte das Flamenco-Solo Gauthiers 'Carlito' (Choreographie: Gauthier & Catarina Mora), dem zwar das Dämonische des Cante Jondo fehlte, das aber mit verblüffenden Pointen aufwartete. Zum Schluss wickelte sich Gauthier eine Windel um den Arm wie ein Torero seine Capa, und so wurde das Stück unversehens zur satirischen Befragung tradierter Männerbilder.

Der Hit des Abends aber war 'Shutters Shut' von Lightfoot/Leãn. Ein Männer-Duett weiß getünchter, gnomischer Gestalten, die ein Dada-Poem Gertrude Steins (ihre Ode auf Pablo Picasso) zum Feuerwerk gestischer und mimischer Parodie verwandelten. Tosender Applaus.
Süddeutsche Zeitung 9.7.2011

LUCKY SEVEN
Summa summarum gehört «Lucky Seven» zum Besten, was Gauthier Dance bisher auf die Beine gestellt hat. Das Ensemble, frisch aufgestellt und um eigenwillige Tänzerpersönlichkeiten erweitert, kann sich sehen lassen. Eric Gauthier straft sein Alter Lügen und erweist sich an der Seite von Isabelle Pollet-Villard in «The Old Man and Me» als echte Alternativ-Besetzung.
Hartmut Regitz, Kultiversum 4.7.2011

Gauthier Dance hat mit diesem Abend einen neuen Gipfel erklommen.
Thomas Rothschild, Financial Times Deutschland 27.6.2011

MIT HAUT UND HAAR
Die Gauthier Dance Company treibt weiter zahlenmystische Spielchen: Mit der Sieben tanzt der kanadische Choreograph ins pure Glück: Seine Truppe feiert in Stuttgart einen großen Erfolg.
Jetzt ist sie in der ersten Liga angekommen. Die alten Meister wie Jiri Kylian und Hans van Manen legen Eric Gauthiers Tänzern eigene Choreographien zu flinken Füßen. Das achtköpfige Ensemble ist in bestechender Verfassung.
Wilhelm Triebold, Südwestpresse 24.6.2011

ZWISCHEN ROKOKO UND TATTOO
Stuttgart - Sieben Kreationen, alle von verschiedenen Choreografen - das könnte leicht ein Sammelsurium der Ästhetiken ergeben. Aber so originär die künstlerischen Stile der am neuen Programm von Gauthier Dance beteiligten Tanzschöpfer sind, dem Leiter der Tanzkompanie des Theaterhauses ist es dennoch gelungen, einen Abend aus einem Guss zu präsentieren. Denn er hat für die Produktion "Lucky Seven", die am Mittwoch im Theaterhaus Premiere hatte, Stücke ausgewählt, die humorvoll sind und explizit theatralisches Potenzial haben und die somit zum unverwechselbaren Profil von Gauthier Dance passen.

Bereits als Tänzer beim Stuttgarter Ballett war Gauthier der Geschichtenerzähler voll Humor. Das hat er als Choreograf wie als Chef seiner Tanzkompanie fortgeschrieben. Wenn daraus nicht vordergründige Komik oder Show wird, dann trägt eine Unterhaltsamkeit im besten Sinne und eine wunderbare Leichtigkeit die Programme von Gauthier Dance. Im Falle von "Lucky Seven" ist dies geglückt. Denn insbesondere die beiden Choreografen-Größen Jirâ KyliÖn und Hans van Manen, deren aus seiner Zeit beim Stuttgarter Ballett herrührende Wertschätzung des Tänzers Eric Gauthier auch seiner Kompanie gilt, verstehen es, im Tanz eine menschliche, tiefer gehende erzählerische Qualität aufscheinen zu lassen. Das Gleiche gilt für Mauro Bigonzetti und das Choreografen-Duo Paul Lightfoot & Sol Leín, auch sie Wegbegleiter aus Gauthiers Tänzerkarriere. Und obwohl es sich hier wie dort teils um dieselben Choreografen handelt, sieht man im Theaterhaus immer Gauthier Dance und keine Kopie des Repertoires des Stuttgarter Balletts.

Reich an Skurrilitäten und dabei virtuos

In Hans van Manens "The old Man and me" steht Eric Gauthier mit Isabelle Pollet-Villard auf der Bühne. Die ursprünglich für zwei Tänzer des Nederlands Dans Theaters III kreierte Annäherung mit Hindernissen entfaltet zwar eine intensivere Wirkung, wenn ältere Darsteller das interpretieren. Etwa wenn das Laufen mit vorgebeugtem Oberkörper auch ausdrückt, dass da die Erfahrungen eines langen Lebens auf den Schultern ruhen und es nicht nur eine spaßige Pose ist. Aber Gauthier und Pollet-Villard machen eine vom Alter unabhängige Beziehungsgeschichte.

In den "Sechs Tänzen" von Jirâ KyliÖn zu Musik von Mozart schütteln die vier Paare zwar den Puderstaub aus den Rokoko-Perücken. Aber die Protagonisten in dem schwarzhumorigen Spiel sind gefangen in den Äußerlichkeiten von Konventionen. Der Choreograf zeigt das meisterhaft auf, indem er in das an Skurrilitäten reiche, dabei höchst virtuose Stück ein marionettenhaftes Parodieren von manierierten Alltagsgesten einbindet. Mauro Bigonzetti hat eine Kreation eigens für Gauthier Dance entwickelt. In "Pietra Viva" zu folkloristischen Akkordeonklängen verflechten sich Anna Süheyla Harms und William Moragas in die für Bigonzettis Stil typischen skulpturalen Körpergebilde, in denen auch das facettenreiche Verhältnis zwischen zwei Individuen anschaulich wird.
Ein neuer Name bei Gauthier Dance ist Alejandro Cerrudo, einst Tänzer beim Stuttgarter Ballett und nun Hauschoreograf bei Hubbard Street Dance Chicago. In seiner Kreation "Lickety-Split" geht es ebenfalls um zwischenmenschliche Beziehungen. Ein wie mit leichter Hand entworfener, jedoch expressiver Reigen von Begegnungen und Soli bringt zu Songs von Devendra Banhart drei Tanzpaare zusammen. Sehr schön setzt Cerrudo kleine narrative Akzente in den abstrakten Motionen zwischen Balletteleganz und Modern Dance durch fast nur angedeutete menschliche Gesten. Auch das Duett "Shutters Shut" von Lightfoot/Leín fügt sich gut in das Konzept des Abends. Armando Braswell und Rosario Guerra legen bei ihrer Darbietung der Spiegelung eines Gedichts von Gertrude Stein in pantomimischen, dabei höchst artifiziellen Bewegungssequenzen mehr den Schwerpunkt auf das Komödiantisch-darstellerische als NDT II, das Juniorensemble des Nederlands Dans Theaters, für das das Stück kreiert wurde.

Eric Gauthier wartet wie von ihm bekannt mit originellen Ideen auf. In "Punk Love" erzählen Garazi Perez Oloriz und Armando Braswell in einem energievollen Duett mit artistischen Elementen, dass zwischen dem Tätowierer und demjenigen, der sich tätowieren lässt, eine Beziehung entstehen kann. In dem sehr persönlichen Solo "Carlito", das Catarina Mora für Eric Gauthier kreiert hat, wechselt der Balletttänzer versiert ins Flamencofach.
Claudia Gass, Stuttgarter Zeitung 24.6.2011

DEM WITZ EINEN DOPPELTEN BODEN GEBEN
Eric Gauthier nennt „Lucky Seven“ seine bisher aufregendste Produktion und er hat recht damit. Denn die sieben sorgsam einstudierten Stücke, darunter drei Uraufführungen, befragen hintersinnig den schönen Schein und geben dem Witz einen doppelten Boden.
Gleich im Eröffnungsstück „Lickety-Split“ des sonst für Hubbard Street Dance Chicago arbeitenden Spaniers Alejandro Cerrudo bewiesen sechs Gauthier-Tänzer ihr hohes Niveau durch eine lustvolle, exakt getimte und weich ineinanderfließende Bewegungssprache. Mal solistisch, dann zu zweit und wieder in der Gruppe fanden die Figuren zu einer geradezu magnetisch wirkenden Ordnung. So entstanden im Fluß der Auf- und Abgänge immer wieder einprägsame Bilder, durchdrungen von Atem und Lebendigkeit.

Sorgsam einstudiert und nie den Grat zum Lapidaren überschreitend, gaben Eric Gauthier und Isabelle Pollet-Villard in van Manens „The Old Man and Me“ ein einander fremd gewordenes Ehepaar, das die alte Vertrautheit sucht, aber nicht mehr findet. Es ist wohl auch dem Einsatz von Egon Madsen zu verdanken, dass aus diesem, für das unvergessene, leider eingesparte Nederlands Dans Theater III geschaffenen Pas de deux kein Schenkelklopfer wurde. Bei allem Humor dosierten die Darsteller ihre verkörperten Gefühle so genau, dass der tiefernste Subtext immer lesbar blieb.

Kurz und knapp, aber urkomisch: „Shuttlers Shut“ zur Erzählstimme Gertrude Steins aus der Werkstatt des Choreografenduos Paul Lightfoot & Sol León. Abermals Braswell und Rosario Guerra zeigten mit heiligem Erst, wie verwirrend das Zusammentreffen zweier komplementärer Gestalten sein kann. Dass Mauro Bigonzetti mit „Pietra Viva“ keinen gewöhnlichen Pas de deux beisteuerte, ist mit dem Hinweis, dass es sich um eine Uraufführung handelte, nicht geklärt. Schon das erste Bild zeigte ein ungewöhnlich ineinander verstricktes Paar: Er unter ihrem Haar verborgen, sie auf seinen Zehen stehend. Bigonzettis bekannte Vorliebe für den erotischen, kontaktaufnehmenden Einsatz der Füße wurde hier zum tragenden Prinzip. Als neues Mitglied fügt sich Anna Süheyla Harms nahtlos ein in die Kompanie und steuert doch eine ganz eigene Sinnlichkeit bei. Wie sie und William Moragas sich tastend und mit schöner Langsamkeit einfinden in die sachte Begegnung ihrer Füße, das hat seinen ganz eigenen Reiz.

Kein schon erprobtes Rezept, sondern ein ganzes Feuerwerk an Ideen lieferten Jirí Kyliáns „Sechs Tänze“. Die Rokoko-Gesellschaft, die hier zu Mozart so übermütig ihr vergnügungssüchtiges Spiel treibt, wird konfrontiert mit anrollenden schwarzen Gestalten. Doch eine Bedrohung erkennt sie darin nicht. Bitterböse ist dieser auf die Französische Revolution hinweisende Humor. Und ein gefundenes Fressen für Gauthier Dance.
Julia Lutzeyer, Stuttgarter Nachrichten 24.6.2011

ZWISCHENMENSCHLICHES UND NOCH VIEL MEHR
Es ist wieder eine attraktive Mischung aus Ballettkunst, Tanz- theater und spritzigem Slapstick, die auch Zuschauer fasziniert, die sonst keine Ballettfans sind. Auf so hohem Niveau, technisch wie tänzerisch und in der Auswahl der Stücke, hat man Gauthier Dance noch nie erlebt.
Auf acht Mitglieder hat sich die Compagnie vergrößert, deren künstlerischer Leiter und Choreograph Eric Gauthier in die- sem Jahr mit dem „Tanzpreis Zu-
kunft“ ausgezeichnet wurde. Im Wechsel von Ensemble- und Duostücken vergeht der erste Teil des zweistündigen Tanz- abends wie im Flug. „Lickety- Split“ vom spanischen Choreographen Alejandro Cerrudo, 2006 von Hubbard Street Dance in Chicago uraufgeführt, ist ein perfekter Auftakt voller Schwung, Dynamik und Eleganz. Drei Paare lösen einander ab in individuell charakterisierten Be- ziehungen. Die raue Stimme und Gitarre des amerikanischen Folksängers Devendra Banhart geben dazu den stimmungsvol- len Rahmen.
Dann eines von Hans van Ma- nens schönsten Duostücken: „The Old Man and Me“, vor Jahren für Gérard Lemaitre und Sa bine Kupferberg, die Ballettseni- oren vom NDT III choreogra-
phiert. Hier, mit Gauthier als knorrigem Hagestolz und der be- zaubernden Isabelle Pollet-Vil- lard als witziger Verführerin, hat das statt nostalgischer Rück- schau einen jugendlich ironi- schen Touch. Wie sich hier kont- rastreiche Körpersprache, Panto- mime und tänzerischer Aus- druck kunstvoll mischen, begeis- tert auch das Publikum im Thea- terhaus zu Ovationen. Das Spiel mit den wie Luftballone aufblas- baren und schrumpfenden Figu- ren, mit der Bank als artisti- schem Requisit, mit den erzähle- rischen Stills am Ende einer be- rührenden Geschichte: wunder- bar! Und der große alte Hans van Manen kam selbst zum Beifall auf die Bühne im Theaterhaus.
Zwei Stücke hat Gauthier zu „Lucky Seven“ beigesteuert: „Punk Love“ ist ein hitziges Duo einer mit Körper-Tatoos übersa ten Tänzerin (Garazi Perez Oloriz) mit ihrem Partner, der von Armando Braswell als muskulö- ser Nadelritzer dargeboten wird. Das ist messerscharf auf die rockige Musik Stephan M. Boeh- mes choreographiert, mit einem lustigen Gag am Ende: Da tauscht ein echt tätowierter Riese den Platz mit der zierlichen Tänzerin, und was Braswell mit ihm nun anstellt, kann man nur vermuten.
Eric Gauthiers Solo „Carlito“, von ihm selbst zusammen mit der Flamenco-Tänzerin Catarina Mora entworfen, mischt die an- dalusische Tanzsprache mit Aus- druckselementen, in denen Gauthier den Blick eines Kindes auf die Höhen und Tiefen des zukünftigen Lebens zu richten scheint.
Das erreicht nicht ganz das au-ßergewöhnliche Niveau der drei anderen Stücke nach der Pause: das virtuose und makaber komische „Shutters Shut“ von Paul Lightfoot und Sol León, brillant dargeboten von Braswell und Rosario Guerra; ein mit extre- mem Körpereinsatz von Mauro Bigonzetti aus Folkloreelementen verwandeltes „Pietra Viva“ (mit Anna Süheyla Harms und William Moragas); und Jirí Kyliáns hinreißende Rokokoparodie zu Mozarts Musik der „Sechs Tänze“. Unbedingt anschauen!
Dietholf Zerweck, Ludwigsburger Kreiszeitung 24.6.2011

nach oben