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GAUTHIER DANCE//DANCE COMPANY THEATERHAUS STUTTGART

PRESSESTIMMEN

EIN WUNDERLAND OHNE WEGWEISER
Größer könnte der Kontrast nicht sein: eine Stimme, wenige Akkorde auf der Gitarre. Mit einem schlichten, schönen Song holt Eric Gauthier im Theaterhaus das Publikum aus der Pause ab und führt es mit Britpop- Sanftmut zurück in die verzauberte Wunderwelt von Alice. Die hatten der Choreograf Mauro Bigonzetti und sein Team im ersten Teil des Abends in großem Luxus vor uns ausgebreitet – so glamourös, dass es Alice gleich zweimal gibt. Passend dazu Carlo Cerris animierte Projektionen im Hinter- grund, die uns in den verführerisch glänzen- den Prunk entführen, mit dem die Herrscher Europas einst Spiegelsäle, Bibliotheken, Galerien und Treppenhäuser ihrer Schlösser ausgestalteten.
Aus dem Vollen schöpfte offensichtlich auch Helena de Medeiros bei den Entwürfen der Kostüme, roter Samt, grauer Taft – ihrem Einfallsreichtum scheinen keine Grenzen gesetzt, um die Figuren aus Lewis Carrols Kinderbuchklassiker „Alice im Wunderland“ auf die Bühne zu bringen. Hutmacher, Kaninchen, Katze, Siebenschläfer, die Spielkartenkönigin: Nicht aufdringlich charakterisiert sind die Wesen, die Alice trifft, doch immer auffallend.
Luxus also, wohin das Auge schaut. Musikalisch aber ist dieser Abend, der sich zwei Stunden lang bildgewaltig in die Brust wirft, wunderbar geerdet.

„Turning you into two, that’s what Lewis Carroll will do“, besingt das Multitalent Eric Gauthier zur Gitarre nach der Pause diesen Zerfall in zwei Identitäten, die Mauro Bigonzetti mit der Verdoppelung der Alice aufgreift. Die große, rotmähnige Anna Süheyla Harms und die kleine, blonde Garazi Perez Oloriz teilen sich die Rolle der Alice, die im Buch mal stark und vernünftig, dann wieder kindlich und triebhaft ist.

Virtuos spielt Mauro Bigonzetti mit Stimmungen: Und macht „Alice“ zum Tanzfest, das trotz Abgründen in Partylaune endet.
Andrea Kachelriess, Stuttgarter Nachrichten 27.6.2014

EIN TEIL VON IHR BLEIBT IM WUNDERLAND
„Alice“ ist mit knapp drei Stunden ein großes Handlungs­ballett. Und die Zeit vergeht wie im Fluge. Mauro Bigonzetti hat seine Protagonisten mit viel Fingerspitzengefühl und Sach­kenntnis ausgewählt, denn die Mitglieder von Gauthier Dance sind in „Alice“ wirklich großartig. Waren schon bisher ihre persön­lichen Stärken auf der Bühne präsent, tra­gen sie in „Alice“ Wesentliches zur Dichte und Schlüssigkeit des Werkes bei. Allen vo­ran Anna Süheyla Harms und Garazi Perez Oloriz, welche die Figur der Alice in ihrer ganzen Vielfältigkeit lebendig werden las­sen: mit ihrer Neugier, Unerschrockenheit und Hingabe, ihrem Temperament, ihrer Furcht und ihrer Willenlosigkeit.

Es ist einfach herrlich, wie Rosario Guerra mit einer unwidersteh­lichen Mischung aus Verrücktheit und in­tuitiver Strategie als weißes Kaninchen sämtliche Figuren dirigiert und über Alice wacht – eine Paraderolle für den tempera­mentvollen Italiener.
Bedächtiger tritt Florian Lochner als verrückter Hutmacher auf, bedingt schon durch den großen Zylinder unter seinen Fußsohlen, der das Gehen schwierig macht und sich zugleich als Podest für erstaunli­che Balanceakte verwenden lässt. Immer wieder streift er dieses Attribut ab, um mit Anna Sühyela Harms zu tanzen: Pas de deux, an denen man sich gar nicht satt­sehen mag. Sie setzten den bemerkenswer­ten, mitunter akrobatischen Ideenreich­tum Bigonzettis mit einer sinnlichen, gera­dezu erotischen Intensität um, die ihres­ gleichen sucht.
Eine groß­artige Leistung ist Annaleen Dedroogs glatzköpfige Königin. In ihrer Kälte und ihrem Machthunger gefangen, ist sie der Gegenpol zur durch und durch lebendigen, sehr weiblichen Alice.

Der Kontrast, den Bigonzetti durch das Zusammenführen der englisch­skurrilen Figuren und der erdverhafteten Musik aus Süditalien erreichen wollte, ist groß. Aber wie immer, wenn star­ke Gegensätze auf­ einandertreffen, ent­steht Spannung, Ener­gie. Bei „Alice“ ist es so, als ließe die sehr emo­tionale Musik den schrägen Figuren heißes Blut in die Adern schießen, als fügte sie der Freude am Spiel mit dem Skurrilen etwas zutiefst Menschli­ches hinzu.
Gabriele Metsker, Stuttgarter Zeitung 27.6.2014

UND DAS KANNINCHEN DIRIGIERT
Vor allem die Ensembles sind mitreißend in ihrer eckig-bodenständigen Rasantheit. Im Kreis trifft man sich zu symbolischem Teetrinken, eine Videoprojektion lässt hinter den Tänzern auch die Tassen tanzen (Bühne und Licht: Carlo Cerri). Die Hebefiguren sind intrikat, die Hand-Zeichen außergewöhnlich vielfältig, die Hauptfiguren haben charakteristische Bewegungsmotive.
Und die Stuttgarter, ohnehin ein gewieftes Tanzpublikum, wollten schier nicht mehr aufhören zu applaudieren.
Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau 26.6.2014

GANZ TIEF IM KANNINCHENBAU
Es ist die größte Produktion, die Gauthier Dance seit ihrem Bestehen auf die Bühne gebracht hat. Aber es gibt auch eine Reihe weiterer Superlative, die diese „Alice im Wunderland“-Uraufführung in der Choreographie von Mauro Bigonzetti zu einem faszinierenden Abend machen.
Da ist die inzwischen auf fünfzehn Tänzerinnen und Tänzer angewachsene Compagnie, die mit einer ansteckenden Begeisterung auch die artistischen und zirzensischen Einfälle des italienischen Choreographen auf der großen Bühne des Theaterhauses präsentiert. Da gibt es die fantastischen, die Augen betörenden Kostüme der Portugiesin Helena de Medeiros, die schon für viele bedeutende internationale Ballettcompagnien gearbeitet hat.
Die zauberhaft illusionistischen, raffinierten Video-Projektionen von Carlo Cerri schaffen ein Bühnenbild voller Bewegung und Überraschungen. Und vor allem die Livemusik der italienischen Folkloregruppe Assurd zusammen mit dem Akkordeonisten Antongiulio Galeandro und der Sängerin Enza Pagliara kreiert eine ungeheuer temperamentvolle Atmosphäre.
Das ist ein genialer Einfall des eigenwilligen Römers Bigonzetti, der schon für praktisch alle bedeutenden Ballettcompagnien dies- und jenseits des Atlantiks gearbeitet hat: Er verlegt die märchenhaft skurrile Geschichte von Lewis Carroll aus dem steifen viktorianischen England in den mediterranen, sinnenfrohen Süden Italiens.
Und getanzt wird von Eric Gauthiers Compagnie mit einer Leidenschaft und Klasse, welche das Publikum zu Ovationen hinreißt
Dietholf Zerweck, Ludwigsburger Kreiszeitung 27.6.2014

ALICE - ZAUBER DER ILLUSTRATION
Die Botschaft des Originals, die Pflasterung des Weges zum Erwachsenwerden mit immer wieder ungewöhnlichen Erfahrungen und Hürden in Form von abstrusen Erscheinungen und Begegnungen, ist auch auf diese verweltlichte oder südländisch geprägte Illustration ohne Einschränkungen, ja auf optisch bestechende und akustisch eindringliche Weise, angekommen und löste am Schluss, nachdem beide Alice-Teile verschiedenen Weges gegangen sind, lang anhaltenden Jubel und Getrampel aus, wie er für Gauthier Dance fast schon Standard geworden ist.
Udo Klebes, online Merker 29.6.2014

FABEL FÜR ERWACHSENE
Man vergesse Walt Disneys knallbunte Zeichentrickfiguren aus Kindheitstagen genauso wie Tim Burtons spektakuläre 3D-Adaption von Lewis Carrolls Alice im Wunderland mit Johnny Depp in der Rolle des verrückten Hutmachers. Was sich der italienische Choreograph Mauro Bigonzetti für die 15 exzellenten Tänzerinnen und Tänzer von Gauthier Dance im Stuttgarter Theaterhaus mit Alice ausgedacht hat, das ist keine Geschichte für die Kleinen, sondern eine für Erwachsene, die sich allerdings zwei Stunden lang wie Kinder in einem Wunderland fühlen dürfen. Mit magischen Bildern, einer mitreißenden Musik und absolut perfektem Tanz-Timing führt Bigonzetti locker und spielerisch vor, wie sich Alice – zwei Seelen wohnen, ach, in ihrer Brust – im Verlauf der Abenteuer im „Wunderland“ und deren Fortsetzung „Hinter den Spiegeln“ weiter entwickelt, erwachsen wird, sich emanzipiert. Dafür stellt er gleich zwei attraktive Alices auf die Bühne, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten.
Begeisterter Jubel nach einer traumhaft sinnlichen Tanzreise ins Wunderland.
Hanns-Horst Bauer, Opera Lounge Juli 2014

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