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GAUTHIER DANCE//DANCE COMPANY THEATERHAUS STUTTGART

PRESSESTIMMEN

LIEBESERKLÄRUNG
Der gut eine Stunde dauernden Liebeserklärung ist jedenfalls die Lust nicht vergangen, auch wenn im Höchstfall drei Ensemblemitglieder zugleich auf der Bühne agieren. Theophilus Vesely macht zu Gershwins „Summertime“ den Anfang, und wie so oft bei Goecke wünscht man sich, auch dieses Solo vor dem inneren Auge so dehnen zu können, bis man das ganze Spektrum jeder einzelnen Bewegung begreift. Selbst der kleine Finger ist Teil einer detailreichen Choreografie, und wahrscheinlich wird jeder Wimpernschlag noch in den Gesamteindruck miteinbezogen. Sogar die Pailletten auf seinem schwarzen Anzug tanzen mit, und die Schaufäden, die möglicherweise an Gershwins Judentum erinnern sollen, machen jede Bewegung zu einem Ereignis.
Hartmut Regitz, Tanznetz 13.10.2020

SIRENE AUF ABSTAND
Einsamkeit ist das Generalthema des Abends, ein salvenartiges Körperstakkato sein Schlüsselsignal. Die Finger zu Klauen gekrampft, die Handteller wie Abwehr- schirme gespreizt oder als Spiegelflächen vors Gesicht geklappt, kreist jedermann um sich allein. Ausnahmsweise schenkt Goecke auch den Beinen und Füßen große Aufmerksamkeit, bis hin zur virtuosen Stepptanznummer. Offensiv koppelt er Kicks, Kreise, Schlenzer und Sprünge an die Oberkörper-Artistik, die sein Markenzeichen ist: ein nervöses Kolibriflattern von elementarer Künstlichkeit. Mit dieser zarten, feingliedrigen und hochfrequenten Motorik lässt sich gleichwohl der ganze menschliche Seelenkontinent vermessen.
Die fünfzehnköpfige Performerschar von Gauthier Dance beherrscht dieses spezielle Register mit schlafwandlerischer Sicherheit. Längst vertritt das am Theaterhaus ansässige Kollektiv eine zeitgenössische Ballettästhetik auf internationalem Niveau.
Dorion Weickmann, Süddeutsche Zeitung 9.10.2020

IM SOMMER DER ABGRÜNDE
Man schaut wieder einmal mit der Verblüffung des ersten Moments auf Goeckes Kosmos. „Lieben Sie Gershwin?“ Das Premierenpublikum beantwortet die einstündige Fragerunde mit langem Applaus.
Andrea Kachelriess, Stuttgart Newspaper 9.10.2020

EXPLODIERENDE KÖRPER
Was sich auf der Bühne des Theaterhaus Stuttgart ereignet, ist die Explosion eines enfesselten Ensembles. Wenn „Lieben Sie Gershwin?“ solistisch strukturiert ist, so wird doch auf den Ensemblegedanken gepocht. Die Tänzerinnen und Tänzer agieren solistisch oder als Gruppe spiegelbildlich aus einem Guss, aus einer gemeinsamen Aura heraus.
Manfred Jahnke, Die Deutsche Bühne

VIRTUOS IM KAMPF FÜR DAS LEBEN
Der erste Ballettabend nach acht Monaten Coronapause, und was für ein Geschenk. Denn Marco Goecke hat „Lieben Sie Gershwin?“ choreographiert, es ist ein 70-Minuten- Blockbuster geworden mit aller Faszination, die seine Tanzkunst zu bieten hat. … Soli und Duette sind atemberaubend in ihrer oft vieldeutigen existenziellen Ausdruckskraft.
Dietholf Zerweck, Ludwigsburger Kreiszeitung 10.10.2020

VOM TROLL ZUM TRAUMTÄNZER
Und es hat zum Finale eines der brillantesten Solos, die Goecke, der so oft am Ende seiner Stücke zu einem dunklen Weltuntergangspathos ausholt, je geschaffen hat. Der grandiose Theophilus Vesely posiert und spreizt sich vor dem Spiegel, kichert irre vor sich hin und fängt seine fortmäandernden Arme wieder ein. Vom selbstzerstörerischen Troll wird er zum Traumtänzer, der auf der Musik da- hingleitet. Und er weitet, für die gesamte »Rhapsody in Blue« auf sich selbst zurückgeworfen, die Einsamkeit der Pandemie zu einem sartreschen Existenzialismus aus.
Angela Reinhardt, Reutlinger Generalanzeiger 13.10.2020

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