VERTIGO DANCE COMPANY
PRESSESTIMMEN
VERTIGO DANCE COMPANY – GETANZTES SCHAUSPIEL
Tänzerinnen und Tänzer durchpflügen ekstatisch die Luft, wirbeln wie Schneeflocken im Sturm über die Bühne, umkurven halsbrecherisch aber kontrolliert ihre Partner, explodieren wie Dynamit und Erstarren in Sekundenbruchteilen, sie beugen und strecken sich virtuos und finden in kontemplativer Ruhe zu sich selbst. Die Vertigo Dance Company war in der Stadt - und sie hat, wie so häufig bei ihren Auftritten, massiv Spuren hinterlassen: Im Gedächtnis des Publikums.
Einige Dinge beeindrucken bei ihrem Auftritt: Das tänzerische Können, der vor dreißig Jahren von Noa Wertheim und Adi Sha'al in Jerusalem gegründeten Truppe ganz allgemein. Die faszinierende Choreographie von Noa Wertheim, die um ein federleichtes Gravitationszentrum herum aufgebaut scheint. Und dann wäre da noch der Inhalt der Aufführung „One. One & One“, den man zusammenfassen kann: Wie schaffe ich es, meine Individualität auszuleben, ohne als ein Teil des Ganzen ausgegrenzt zu werden? Wie kann ich wahre Beziehungen eingehen, ohne mich zu verlieren und dabei trotzdem in meiner Persönlichkeit unangreifbar bleiben?
Es sind dies temporär relevante und aktuelle Themen, vor allem in einer überwiegend durch Selbstspiegelung gekennzeichneten Gesellschaft. Und es sind Themen, mit denen sich, im kleinen, nun einmal auch eine Gruppe von Künstlern tagtäglich auseinanderzusetzen hat, will sie erfolgreich wahrgenommen werden.
Noa Wertheim und ihr Tanzensemble haben hier etliche Gleichnisse und Lösungsmodelle in ihr Programm eingebaut, um diese scheinbaren Paradoxien sichtbar werden zu lassen. Manches kommt dabei einer freien (tänzerischen) Suggestion recht nahe. Emotionen dem Unbewussten anheim geben und einfach in Bewegungen umsetzen. Der Vertigo Dance Company gelingt dieser immense Spagat zwischen anspruchsvoller Materie und sinnlichem Vollzug beeindruckend.
Die mit Wüstenstaub bedeckte Bühne deutet eine flüchtige Archaik an, der durch die Tanzenden auf dem Bühnenboden ständig ändernde Strukturen entstehen lässt. Es sind dies auch die temporären Spuren individueller Kausalität, auch als Sinnbild einer getriebene Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Und so bewegt sich die Gruppe zeitweise in sich geschlossen wie ein wogendes Schiff auf dem stürmischen Ozean, bis sich die einzelnen Tänzer wieder in individuellen Figuren offenbaren und verlieren und damit ihren autarken Charakter unterstreichen. Es ist das Leben als eine Kontroverse zwischen Herausforderung und Erfüllung, zwischen Haltung bewahren und sich Gehen lassen, zwischen Anspruch und Realität.
Kulturkomplott, Jörg Konrad, 21.4.2022
HUMANE EINHEIT UND MANNIGFALTIGKEIT
Wenn am Ende das Licht langsam verlöscht und die Gruppe wieder nach allen individuellen Körperer- kundungen wieder zusammengefunden hat, stehen sie, mit ihren Armen wie Flügel schlagend, in mehreren Reihen nebeneinander, während ein Einzelner sich, anlehnungsbedürftig, vom einen zur anderen bewegt. Ein inhaltsreiches Schlussbild von Wertheims „One. One & One“, welches zu den beeindruckendsten Tanz-Events der nun zu Ende gehenden Forum-Saison zählte.
Ludwigsburger Kreiszeitung, Dietholf Zerweck, 26.4.2022
EIN CHANGIEREN ZWISCHEN DEN WELTEN
Es ist ein kraftvoller Tanz, der die Außen- und Innenwelt reflektiert, ständig wechselnd zwischen einer explosiven Körperpräsenz und meditativen zarteren Einschüben.
Man sieht eine reiche Bewegungssprache voller Dramatik und leisen Untertönen, die unterschiedliche Perspektiven zwischen Nähe und Ferne, dem Einzelnen und dem Anderen suggeriert. Die Welt, das Individuum und die Gemeinschaft, das Einssein und die Masse wird aus ganz verschiedenen Blickwinkeln gesehen.
Da gibt es grandiose Szenen des Aufbegehrens, zwischen Anziehung und Abstoßung, manchmal wird herrlich lässig und schlaksig getanzt, dann wieder mit geradezu gymnastischen und artistischen Elementen, unterbrochen durch kontemplative Ruheinseln.
Vor allem zeigt die Choreografie eine Tanzkunst voller Emotion, Energie und Durchschlagskraft.
Weiler Zeitung, Jürgen Scharf 4.5.2022