CENTRO COREOGRAFICO NAZIONALE / ATERBALLETTO
PRESSESTIMMEN
AKROBATISCHE VERSCHMELZUNG
(…) Die Tänzer bewegen sich sehr abstrakt, sehr eckig, streng und präzise, sie falten sich zusammen wie ein Taschenmesser, sie wackeln wie Aufziehpuppen mit aufgerissenen Augen über die Bühne, sie bewegen sich mechanisch. Sie springen auf einen Metalltisch, sie sind angestrengt voller Körperspannung und Präzision. Mauro bigonzettis Choreopraphie schafft eine fast brutale Geometrie, in der die Tänzer wie mechanische Körper funktionieren. Die Musik ist ebenso meteallisch, wie der Tanz, alles Weiche und Zarte ist ausgeklammert.
(…) Die Compagnia besteht aus versierten Tänzern, es sind vorwiegend Solisten, die alle ihren Raum bekommen und zeigen, wie präzise und konzentriert sie mit ihrem Körper arbeiten. Eine hohe künstlerische Leistung mit Anspruch und viel Emotionalität in den einzelnen Bewegungen.
Fee Berthold, Main-Echo, 13. November 2006
AUF DEN VERSTÖRENDEN SPUREN DES SENTIMENTS
(…) Seine Bewegungsmuster sind ein wirkungsvoller Mix aus klassischen Elementen, Artistik und modischen Effekten, die auf den ersten Blick verblüffen, sich aber irgendwann ein bisschen abnutzen. Akrobatische Hebefiguren gehören dazu, gefährlich verschachtelte Körper und ein atemberaubendes Timing. Was bleibt ist ein Staunen über die Weitsicht, mit der Bigonzetti den Raum betanzen lässt und über die unglaubliche Präzision dieser Truppe.
Das Ensemble ist auf einem absoluten technischen Höchststand, virtuos in jedem Detail, in jeder Aktion.
Sabine Rempe, Fürther Nachrichten, 10. November 2006
DIE PURPURROTE SEELE DES ROKOKO
(…) Mauro Bigonzetti, der beim Aterballetto als Tänzer, Choreograf und – seit 1997 – dessen Leiter zu künstlerischer Größe wuchs, präsentierte zwei Werke, die gerade in ihrer Gegensätzlichkeit die vielfältigen und herausragenden tänzerischen Qualitäten der Compagnie widerspiegeln.
(…) In „Les Noces“, nach der gleichnamigen Musik von Igor Strawinsky, inszeniert Bigonzetti das Ritual einer Hochzeit als Paraphrase vom ewigen Kampf der Geschlechter. Neun Männer, neun Frauen, bestückt mit vielfältig verwendbaren, abstrakten Metallstühlen geraten in den Emotions-Wirbel von Anziehung, Werbung, Abweisung. Ihre Bewegungen sind hart und straff rhythmisiert, oft in nach Geschlechtern getrennten Kollektiven gebündelt; ein langer, drehbarer Metalltisch wird zur Bühne für die akrobatisch anspruchsvollen Pas de deux, in denen die wechselnden Paare ausgiebig ihre Kräfte messen, solange bis eines – siegreich? – übrig bleibt.
Thomas Heinold, Nürnberger Zeitung, 9. November 2006
DEM GENIE DEN WEG FREI TRAMPELN
(…) Und schon stampfen die tempeltanzenden Herren der italienischen Compagnie Aterballetto im Bühnen-Off die perlende Eleganz des Geburtstagskindes förmlich ein. Machen uns X-Beine für ein U und bringen Absätze zum Einsatz, die auch einem „Lord of the Dance“ schmerzten. „WAM“ nennt Choreograph Mauro Bigonzetti die kürzelvolle Auslese der Weltmusik des Wolfgang Amadeus Mozart, mit der man beim vom ZDF aufgezeichneten Gastspiel im dreifach ausverkauften Fürther Theater erneut triumphal abhob. Wow! Dachten sich die Zuschauer und applaudierten hemmungslos.
(…) Wie gerne und radikal Mauro Bigonzetti die wie in Zeitlupe gebändigte Körpersprache an Rhythmik koppelt, wurde schon beim ersten Teil deutlich: In Strawinskys dramatisch zugespitztem Assoziations-Sound von „Les Noces“ punktiert der Tanzschöpfer beim 2002 entstandenen Stück die stürmischen, über einen Laufsteg gejagten Beziehungs-Zweifel in einem schwarz gekleideten Hochzeits-Ritual.
daer, Abendzeitung, 9. November 2006