CENTRO COREOGRAFICO NAZIONALE / ATERBALLETTO
REPERTOIRE
CHOREOGRAPHIE | MAURO BIGONZETTI |
MUSIK | JOHN CAGE |
KOSTÜME | LUCIA SOCCI |
LICHTDESIGN | CARLO CERRI |
URAUFFÜHRUNG | 10.10.1998 TEATRO VALLI, REGGIO EMILIA (I) |
DAUER DER VORSTELLUNG | 28 MIN |
ON STAGE | 19 TÄNZERINNEN |
Der erste choreographische Einzug von Mauro Bigonzetti in die Musikwelt von John Cage erfolgt mit den drei (1939, 1940 und 1941 geschriebenen) Constructions und wird zum ersten Mal im Rahmen des Festivals der zeitgenössischen Musik “Di Nuovo Musica” verwirklicht, welcher er schon früher bedeutende, experimentelle Produktionen wie Pression, mit Musiken von Lachenmann und Schubert und Pèrsephassa, mit der gleichnamigen Partitur von Iannis Xenakis gewidmet hat.
“In den drei Constructions wendet Cage das an, was er (...) micro-macrocosmic structure nannte. In Wirklichkeit ist die Methode einfacher als ihr Name: Sie gibt die bestehende Entsprechung der Proportionen zwischen einer einzelnen rhythmischen Einheit des Werks (Mikrostruktur) und der gesamten Komposition (Makrostruktur) an. Zum Beispiel, die First sowie die Second Construction bestehen aus 16 rhythmischen Modulen, wovon jedes wiederum 16 Taktschläge hat; die Third besteht aus 24 Gruppen mit 24 Takten. Wir nehmen an, es ist kein Zufall, daß Ulisse von James Joyce - ein Schriftsteller, dessen Texte und auch Erzähltechniken Cage sehr oft musikalisch auslegte - auf einer nicht weniger offensichtlichen mikro-makrokosmischen Struktur basiert. (...) Voller Phantasie die Wahl der asiatischen (balinesischen, japanischen, chinesischen, indischen), vorkolumbianischen oder neu erfundenen (aus Fahrzeugbremsen gebastelte Trommeln mit Dämpfer) Schlaginstrumente.
(Auszug aus der Abhandlung von Michele Porzio, Katalog “Di Nuovo Musica” 1998)
Wie bei Xenakis, hat sich Bigonzetti auch in diesem Fall mit der gewohnten Frische und Klarheit in die Musik von Cage vertieft und drei choreographische Segmente erdacht, die sich durch den Bühneneffekt und die Anzahl der Darsteller unterscheiden, aber durch eine männliche Figur - der das Solo der Second Construction anvertraut ist – miteinander verbunden sind. Ein Tänzer, der als moderner Schamane mit seinen Streifzügen durch das Weiß unwahrscheinlicher, postklassischer Ballettröckchen und das städtische Schwarz der Kleider der Gruppe (Third Construction) seit langer Zeit in Vergessenheit geratene Fetzen ursprünglicher Kulturen ins Gedächtnis zurückruft und wieder aufleben läßt.
Coproduktion: Centro Regionale della Danza/Aterballetto - Di Nuovo Musica 1998