HESSISCHES STAATSBALLETT
REPERTOIRE
Igor Strawinskys Le sacre du printemps ist als Skandalstück in die (Tanz-)Geschichte eingegangen. Die Uraufführung in der choreografischen Version von Vaslav Nijinsky für die Ballets Russes in Paris im Jahr 1913 wurde von tumultartigen Protesten, Pfiffen und Buhrufen quittiert. Tanz und Musik verschmolzen zu einem avantgardistischen Gesamtkunstwerk, das die Seh- und Hörkonventionen der damaligen Zeit sprengte. Es folgten weitere getanzte Versionen dieser Musik durch das gesamte 20. Jahrhundert hindurch - so etwa von Mary Wigman, John Neumeier, Pina Bausch oder Sasha Waltz.
Mit dem Doppelabend Le sacre du printemps reiht sich das Hessische Staatsballett mit zwei zeitgenössischen Positionen von Bryan Arias und Edward Clug in die lange Aufführungsgeschichte des „Frühlingsopfers“ ein. Arias reflektiert in seinem Auftragswerk 29 May 1913 die Umstände der skandalumwitterten Uraufführungserfahrung und fragt danach, was Avantgarde in unserer heutigen von den Medien dominierten Welt bedeutet. Zur Musik seines Komponisten Dmitri Savchenko-Belski wird der Prozess des Zuschauens im Dialog zwischen Bühne und Auditorium zu einer zeitgenössischen Interpretation des Skandalösen und entwickelt einen vielschichtigen Blick auf die Konditionen unserer Kulturreflexion. Bryan Arias ist mit 29 May 1913 für den FAUST-Preis 2020 in der Kategorie „Choreografie“ nominiert.
Edward Clug schuf in seiner 2012 am Slowenischen Nationaltheater in Maribor uraufgeführten Choreografie Le sacre du printemps eine feinsinnige Symbiose aus archaischer Grundthematik und hypnotischer Hingabe des Tanzes an die Musik. In einer in Wasser getauchten Bühne verfolgt seine Choreografie die Wirkung der Musik in den Körpern der Tänzer*innen minutiös nach. Sezierend wie ein Chirurg und gleichzeitig einen Freiraum für individuelle Gestaltungsmöglichkeiten schaffend, schwingt bei Clug neben dem bewussten Umgang mit Tradition auch eine differenzierte Betrachtung der Rezeptionsgeschichte des Stoffes mit.
29 May 1913
Choreographie Bryan Arias
Komponist Dmitri Savchenko-Belski
Projektion und Stagedesign Tabea Rothfuchs
Kostüme Bregje van Balen
Lichtdesign Yu-Chen (Nick) Hung
Dramaturgie Lucas Herrmann
Probenleitung Uwe Fischer / Jaione Zabala
Uraufführung 29.2.2020 Staatstheater Darmstadt
Dauer der Vorstellung 35 min
on stage
Le sacre du printemps
Choreographie Edward Clug
Komponist Dmitri Savchenko-Belski
Musikalische Leitung Daniel Cohen
Bühne Marko Jepelj
Kostüme Leo Kulaš
Licht Tomaž Premzl
Probenleitung Uwe Fischer / Jaione Zabala
Uraufführung 13.4.2012 Slowenisches Nationaltheater Maribor / 29.2.2020 Staatstheater Darmstadt
Dauer der Vorstellung 35 min
on stage