KOMOCO / SOFIA NAPPI
REPERTOIRE
CHOREOGRAPHIE | SOFIA NAPPI |
CHOREOGRAPHISCHE ASSISTENZ | ADRIANO POPOLO RUBBIO |
MUSIK | HENRY PURCELL, NILS FRAHM, YARON ENGLER U.A. |
KOSTÜM | LUIGI FORMICOLA; AUSGEFÜHRT VON SILVIA SALVAGGIO UND ELISA VARVARITO, IN ZUSAMMENARBEIT MIT MANIFATTURE DIGITALI |
LICHT | ALESSANDRO CASO |
URAUFFÜHRUNG | 1.7.2022 COLOURS INTERNATIONAL DANCE FESTIVAL |
DAUER DER VORSTELLUNG | 45 MIN |
ON STAGE | ARTHUR BOUILLIOL, LEONARDO DE SANTIS, GLENDA GHELLER, INDIA GUANZINI, PAOLO PIANCASTELLI |
EINE PRODUKTION VON | SOSTA PALMIZI, KOMOCO/ SOFIA NAPPI CO-PRODUCTION LA BIENNALE DI VENEZIA, COLOURS – INTERNATIONAL DANCE FESTIVAL, CENTRO COREOGRÁFICO CANAL |
Fröhlich und ein wenig ungelenk tanzen die alten Menschen, wie Bauern vom Land sehen sie aus in ihren Westen und Hosenträgern. Sie tragen große Maskenköpfe, Sofia Nappis Stück irritiert durch den Gegensatz zwischen den runzelig-gütigen Gesichtern und der erstaunlichen Beweglichkeit ihrer Träger. Warum fühlen wir uns manchmal wie Puppen in unserem eigenen Leben? In „IMA“ geht es um die Masken, hinter denen unsere Gefühle verkümmern, es geht um das Gepäck, das wir mit uns herumschleppen, das wir wie in einem Ritual immer wieder aufs Neue auspacken und sortieren. Durch die unfreiwillige Einsamkeit der letzten Jahre empfand die junge italienische Choreografin noch viel intensiver, wie ehrgeizig wir doch in die Zukunft planen oder wie hartnäckig wir an der Vergangenheit kleben – und wie selten wir mitten im Augenblick stehen. Genau nach diesem Leben im Jetzt suchen ihre jungen Körper unter den alten Köpfen, diese merkwürdigen Figuren wie aus einem fernen Land: Sie befreien sich von den Masken und den Erinnerungen, um in der körperlichen Empfindung des Tanzens eins mit sich selbst zu werden. Erst wenn wir uns selbst akzeptieren, fallen die Masken und wir sind offen für das Leben, für das Neue.
In ihrem eigenwilligen, immer wieder in feiner Ironie funkelnden Stil setzt Nappi virtuose Pointen in die steigende Dynamik, sie lässt sich in ihrem Hang zur Groteske sowohl aus der Gaga-Lässigkeit des israelischen Tanzes wie aus der rustikalen Knorrigkeit der Nordländer inspirieren. „IMA“ bezeichnet im Japanischen den Augenblick, im Hebräischen steht das Wort auch für Mutter, assoziiert Geburt und Erneuerung. Bereits mit ihren ersten Arbeiten gewann Sofia Nappi mehrere Auszeichnungen, zuletzt 2021 den ersten Preis beim Internationalen Wettbewerb für Choreografen in Hannover. „IMA“ wurde 2020 von Marie Chouinard als Tanzdirektorin der Biennale von Venedig in Auftrag gegeben, die Uraufführung der abendfüllenden Version fand 2022 beim Colours International Dance Festival in Stuttgart statt.